klausmoeller
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TEXTE

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Klaus Möller
"Gestrichen - Autonomie der Kunst/Kritik",
Oktober 1997 (aus dem Katalogbuch zum gestrichenen Buch)
Vor fast genau zwei Jahren habe ich mit dem Streichen dieses Buches begonnen. In dieser Zeit hat sich mein Blick auf das Buch und die damit zusammenhängenden Fragen verändert. Die Arbeit hat mich u.a. dazu angeregt, mich mit Sprache, Wirklichkeitskonstruktionen und dem Medium Buch zu beschäftigen, und ich habe immer wieder versucht, dies in Beziehung mit meinem Kunstbegriff zu setzen. Dabei geht es um eine Betrachtung von äußerer Realität, innerer Realität und vor allem dessen, was dazwischen ist.

Begonnen mit dem Streichen von Texten habe ich im November 1993. Damals fiel mir das Buch "Über die Kunst der Revolution und die Revolution der Kunst" (1972) in die Hände, das den gleichnamigen Aufsatz von August Thalheimer enthielt. Darin machte ich meine ersten Streichversuche. Das umfangreiche Vorwort zu diesem Buch endet mit den Worten: "Für die abgedruckten Texte gilt: nicht das was in ihnen geschrieben steht, sondern was an ihnen gelesen werden kann." Diese Passage habe ich damals nicht gestrichen, sondern unterstrichen. Sie gilt auch für die hier vorliegende Arbeit.

Das Buch, das der hier vorliegenden Arbeit zugrunde liegt, ist ebenfalls 1972 erschienen und heißt "Autonomie der Kunst - Zur Genese und Kritik einer bürgerlichen Kategorie" und wurde von Michael Müller u.a. herausgegeben. (näheres siehe Einführung von Irene Below)

Die Arbeit "GESTRICHEN - AUTONOMIE DER KUNST/KRITIK" spiegelt für mich eine ganz persönliche Art wider, mit Texten umzugehen. Dabei spielt der Inhalt des Textes eine wichtige Rolle. Der hier gezeigte Umgang mit Texten ist für mich nur möglich, wenn mich der Inhalt der Texte interessiert.

Beim Streichen findet eine Zerstörung statt, die Neues entstehen läßt, Neues das mit den Beziehungen zwischen dem ursprünglichen Text, der Zerstörung und dem Zerstörer spielt. Es ist ein Spiel mit Bildern, Bedeutungen, Inhalten, Gefühlen und Klängen. Und es ist ein Spiel mit den Fragen, die beim Streichen bzw. beim Lesen entstehen.

Die Sprache des Ursprungstextes ist eine andere als die, die nach dem Streichen übrig geblieben ist. Das Streichen selbst und das, was danach übrig bleibt, ist meine Sprache.

Wie jeder Text hat auch der hier gestrichene eine Geschichte, und ich habe das Glück jemanden zu kennen, die einen Teil der Geschichte des gestrichenen Textes mit meiner Arbeit verbinden kann: Irene Below spielt bei meiner Arbeit eine wichtige Rolle und sie hat auf meine Bitte hin im November 1996 eine Einführungsrede zu dieser Arbeit gehalten. In der Einführung gibt sie einen Einblick in die Entstehungszusammenhänge, die damals (1972) zur Veröffentlichung des Buches führten. Sie wirft Fragen zur Autorschaft und zum Verhältnis von Text und Bild auf. Diese Einführung liegt hier in einer von Irene Below selbst bearbeiteten und leicht ergänzten Form vor.

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